Mit der Inszenierung “Freiheit-Freundschaft-Friedrich-SCHILLER” nähert sich die Theaterwerkstatt dem Leben und Werk eines der einflussreichsten deutschen Dichter auf eine sehr persönliche und kreative Weise.

Die Wiederaufnahme als Matinee-Aufführung, deren Aufzeichnung auf YouTube zu sehen ist, beweist, dass auch mit minimalistischen Mitteln großes Theater entstehen kann, das zum Nachdenken anregt und emotional berührt.

Autorin und Regisseurin Edelgard Hansen wählt für ihre Auseinandersetzung mit Schiller einen Ansatz, der stark an die Tradition des epischen Theaters erinnert. Anstatt einer linearen Nacherzählung der Biografie Schillers setzt sie auf eine episodische Struktur, die Schlaglichter auf entscheidende Momente seines Lebens und Kernaussagen seines Werks wirft.

Ein zentrales und zugleich geniales Bühnenelement in der ersten Szene ist eine quer über die Bühne gespannte Wäscheleine. An ihr werden zu Beginn des Stücks Stoffbahnen aufgehängt, die mit Schiller-Zitaten und biografischen Stichworten beschriftet sind. Dieser einfache und wirkungsvolle Kunstgriff macht Schillers Ideen greifbar und verwandelt die Bühne in einen lebendigen Denk- und Assoziationsraum. Die alltägliche Handlung des Wäscheaufhängens wird so zu einem poetischen Akt, der die Verbreitung von Gedanken symbolisiert.

Das Bühnenbild besticht durch seine konsequente Schlichtheit. Neben der bereits erwähnten Wäscheleine prägen eine große Projektionsfläche im Hintergrund und stapelbare Kisten das visuelle Erscheinungsbild. Diese Kisten erweisen sich als äußerst wandelbar und dienen als Sitzgelegenheiten, Podeste und schließlich sogar als Schillers Sterbelager. Diese Reduktion auf das Wesentliche lenkt den Fokus ganz auf das Schauspiel und den Text. Die Projektionsfläche wird mit aquarellartigen, abstrakten Bildern bespielt, die Landschaften und Stimmungen andeuten und eine sinnliche, fast träumerische Ebene hinzufügen. Der rote Bühnenboden sorgt für eine warme, intime Atmosphäre, die den Zuschauern einen unmittelbaren Zugang zum Geschehen ermöglicht.

Das heterogene Ensemble, zumeist Bewohner unterschiedlichen Alters des Kulturtherapeutischen Dorfs Melchiorsgrund, überzeugt durch großes Engagement und eine bemerkenswerte Präsenz. Die SchauspielerInnen agieren sowohl als ErzählerInnen, die das Publikum direkt ansprechen, als auch als Figuren aus Schillers Leben. Ihre Kostüme sind zeitlos und schlicht gehalten, was die universelle Gültigkeit von Schillers Themen unterstreicht. Nur gelegentlich werden einzelne historisierende Kostümteile wie Westen oder Umhänge eingesetzt, um Schiller und seine Zeitgenossen zu charakterisieren.

Die Interaktion zwischen den DarstellerInnen zeugt von einer großen Lebendigkeit und Spielfreude. Mit präziser Körpersprache schaffen sie, die komplexen Gedanken Schillers verständlich und mit Leichtigkeit zu vermitteln.

Die dramaturgische Entscheidung, auf eine lineare Erzählung zu verzichten und stattdessen thematische Schwerpunkte zu setzen, erweist sich als klug. So werden die großen Themen Schillers – der unbedingte Wille zur Freiheit, der Humanitätsgedanke und die Bedeutung von Freundschaft – in den Mittelpunkt gerückt. Die Inszenierung verfällt in keine ehrfürchtige, museale Anbetung des Dichterfürsten. Stattdessen wird Schiller als Mensch greifbar, als Suchender und Denker, dessen Fragen und Ideen auch heute noch von brennender Aktualität sind.