Während es in den Anfangsjahren in der Bevölkerung der umliegenden Dörfer sicherlich so manche Bedenken gegenüber der Einrichtung und ihren Bewohner gab, steht Melchiorsgrund inzwischen in gutem Austausch mit der Region. Die konstruktive Zusammenarbeit mit der Bevölkerung in Altenburg errang 2007 den ersten Platz im bundesweiten Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ für das Land Hessen. Im Juni 2015 gab es eine gemeinsame Theaterproduktion mit dem Kulturverein in Hopfgarten anlässlich der 850-Jahrfeier des Dorfes. Mit Rücksicht auf die Mitspieler und Gäste aus Melchiorsgrund entschieden die Bürger, die Feier am Tag der Theateraufführung alkoholfrei zu begehen – ein schöner Ausdruck gelebter Integration und Rücksichtnahme. Einen weiteren Schritt „nach draußen“ stellt die Eröffnung der „Wilden Kuh“ im April 2017 dar: In einem ehemaligen Backshop in Renzendorf betreibt der Melchiorsgrund ein Café und einen kleinen Laden, in dem unter anderem der hofeigene Rohmilchkäse angeboten wird.
Die Geschichte von Melchiorsgrund begann 1980: Eine Handvoll engagierter Menschen erwarb einen großen, alten Fachwerkhof im Vogelsberg. Unter dem Eindruck der wachsenden Drogenprobleme der Nachkriegsgeneration wollten sie hier einen naturnahen und möglichst selbstbestimmten Lebensort für rauschmittelabhängige und psychisch erkrankte junge Menschen schaffen.
Aufbauend auf Erfahrungen in der anthroposophischen Fachklinik und Lebensgemeinschaft „Sieben Zwerge“ im süddeutschen Salem entwickelten die Gründer das Konzept für ein kulturtherapeutisches Dorf. Im Jahr 1981 erhielt Melchiorsgrund die Anerkennung als Einrichtung der medizinischen Rehabilitation. Schon damals hatten viele Patienten zusätzlich zu ihren Abhängigkeitserkrankungen psychiatrische Diagnosen, gehörten also zum Personenkreis Erkrankter mit sogenannten Doppeldiagnosen.